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Forschungsstelle

Kirchen- und Gemeindetheorie.
Ökumene und Wissenstransfer im weltweiten lutherischen Kontext

Forschung

Welche Bilder und Vorstellungen prägen unser Reden von Kirche und Gemeinde in Theorie und Praxis? Welche Prämissen und Zielvorstellungen stehen im Raum, wenn Kirche gestaltet und Theorien entwickelt werden sollen? Diesen Fragen widmet sich die Forschungsstelle Kirchen- und Gemeindetheorie.

Kirchen- und Gemeindetheoretische Grundsatzfragen Kirche leben unter den Bedingungen der Säkularität

Wenn wir Kirche konsequent im Kontext einer zunehmend post-christlichen Gesellschaft denken, müssen wir manche kirchentheoretischen und praktisch-theologischen Fragen neu gewichten und verändert beantworten. Wie können Berührungsflächen der Kirche zu konfessionslosen Menschen vergrößert werden und wie können breite Zugänge in die Gemeinden hinein eröffnet werden? Wie können wir unsere Sprache und Kultur in Gemeinden verständlich und anschlussfähig gestalten, um auch Menschen ohne christliche Sozialisation gerecht zu werden? Welche Sozialformen, welche Zugehörigkeits- und Mitgliedschaftsmodelle und welches Verhältnis von Haupt- und Ehrenamt könnten sich eignen, um auf unterschiedliche Milieus und Kontexte einzugehen, in denen Menschen nicht christlich aufgewachsen sind?

Erste Antwortversuche auf diese Fragen werden mit Blick auf Erfahrungen und Diskurse in anderen post-christlichen Ländern Europas unternommen.

Foto: Martin Péchy

Kirche in Westeuropa Empowerment in Blick auf Familien – Untersuchung zum Projekt „Messy Church“

Familien stehen vor zahlreichen Herausforderungen: Sie müssen ihren Alltag bewältigen, individuelle Bedürfnisse miteinander aushandeln, mit Begrenzungen und Vulnerabilität umgehen, das Leben gemeinsam verstehen lernen – um nur einige zu nennen. Wenn Kirche ein Ort sein möchte, der Menschen in ihrer konkreten Lebenssituation wahrnimmt, dann stellt sich die Frage: In welcher Form können Formate und Räume geöffnet werden, die Familien in ihren Bedürfnissen und Aufgaben wahrnehmen und sie darin unterstützten? Das Projekt Messy Church (Kirche Kunterbunt), das 2004 in einer anglikanischen Gemeinde begann und sich seither in vielen Ländern verbreitet hat, zeigt zahlreiche Merkmale, die einen „empowernden“ Charakterzug haben. Daher möchte diese Untersuchung genau bei diesen Merkmalen ansetzten und sie genauer analysieren.

Kirchentheoretisch ist hier auch zu untersuchen, wie sich das Bild von Kirche im Kontext von Messy Church verändert – sowohl bei den kirchlich Hochverbunden, den kirchlich Geringverbunden und den Konfessionslosen. Und nicht zuletzt ist zu fragen, welche Erkenntnisse sich hieraus für künftige Gemeindekonzeptionen und Reformprozesse ableiten lassen.

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Dr. Katharina Freudenberg

Kirche in Osteuropa Zusammen aus der Praxis lernen: Herausforderungen lutherischer und anderer reformatorischer Kirchen in Osteuropa im Kontext spezifischer Säkularität in post-totalitären Gesellschaften

Im Fokus der Untersuchung stehen lutherische und reformatorische Kirchen in post-totalitären Gesellschaften und deren Praxis: Wie gestalten diese zahlenmäßig kleinen Kirchen in den jeweiligen Kontexten unterschiedlicher Säkularitäten, bspw. im Baltikum, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien etc., ihre kirchliche Praxis? Welche Rolle spielt dabei die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Kirchen (z.B. durch Diakonie, Bildung u.a.)? Inwieweit lassen sich darin mögliche Probleme oder positive Erfahrungen und Modelle erkennen, die auf die Situation abnehmender Mitgliedschaft und reduzierter gesellschaftlicher Anerkennung kirchentheoretisch auf die evangelischen Kirchen in Deutschland und deren Gemeinden übertragbar sind; speziell wird dabei die Situation und der Kontext der „ostdeutschen“ Kirchen berücksichtigt.

Das Ziel besteht in einer Kontaktaufnahme und ökumenische Vernetzung kirchlicher und universitärer Akteure (hierfür sollen empirisch gemeinsam Themen herausgearbeitet werden), um den unmittelbaren Austausch im Sinne eines gegenseitigen Empowerments zu fördern (digitale und analoge Begegnungsformate). Diese werden durch Berichte sowie Vorträge und über die Website des KÖW zunächst dem wissenschaftlichen Beirat und dann einem weiteren interessierten Kreis zugänglich gemacht.

Picture of Dr. Ariane Schneider

Dr. Ariane Schneider

Foto: Ariane Schneider

Kirchen- und Gemeindetheoretische Grundsatzfragen Zum Verhältnis von Theologie und Sozialwissenschaft in der Kirchentheorie

Kirchen- und Gemeindetheorie bringt theologische und sozialwissenschaftliche Beschreibungen von Kirche zusammen. Theologisch wird die Kirche zum Beispiel als Gemeinschaft der Heiligen oder als Geschöpf des Wortes Gottes beschrieben. Dabei ist theologisch auch klar, dass diese Beschreibungen nicht immer mit unserer Erfahrungswirklichkeit übereinstimmen. Dies macht schon die Unterscheidung von sichtbarer und unsichtbarer Kirche deutlich.

Auf der anderen Seite wird die Kirche sozialwissenschaftlich beschrieben, zum Beispiel als Organisation oder als Netzwerk. Wir nutzen empirische Forschung, um unterschiedliche Aspekte und Dynamiken besser zu verstehen. Sozialwissenschaftliche Theorien erhellen nicht nur den gesellschaftlichen Kontext, sondern auch innerkirchliche Strukturen und Funktionsweisen.

Wie gelingt es, sozialwissenschaftliche und theologische Einsichten zu verbinden, wenn Denkweisen und Forschungsmethoden sich zunächst fremd gegenüberzustehen scheinen? Wie handhaben die kirchentheoretischen Monographien der letzten 15 Jahre diese Verbindung? Welche Bezüge, Übergänge, Naht- oder Bruchstellen kennzeichnen das Verhältnis von theologischer und sozialwissenschaftlicher Forschung in der aktuellen Kirchentheorie?

Foto: Cottonbro Studio